Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.
Hardcover, 352 pages
Published August 31st 2015 by Albrecht Knaus Verlag
Original Title Gehen, ging, gegangen
ISBN 3813503704
Edition Language German
- Sibylle Birrer: Jenny Erpenbecks Roman Gehen, ging, gegangen. Gestrandet in der Warteschlaufe. Die deutsche Schriftstellerin hat mit ihrem Buch «Gehen, ging, gegangen» den Roman zur gegenwärtigen Flüchtlingskrise geschrieben. Das Ergebnis ist nicht vollends befriedigend, nzz.ch, 10. Oktober 2015
- Wolfgang Schneider: Jenny Erpenbeck: GEHEN, GING, GEGANGEN, Ein Pionier der Willkommenskultur, deutschlandradiokultur.de, 10. Oktober 2015
- Jenny Erpenbeck. Gehen, ging, gegangen. In ihrem neuen Roman lässt Jenny Erpenbeck einen emeritierten Professor mit Flüchtlingen, die am Oranienplatz in Berlin kampieren, in einen Dialog treten, br.de, 24. September 2015
- Ulrike Sárkány: Apoll und Tristan am Oranienplatz. Gehen, ging, gegangen von Jenny Erpenbeck, ndr.de, 16. September 2015
- Ulrich Seidler: „GEHEN, GING, GEGANGEN“ VON JENNY ERPENBECK. Ein Roman, der das Schicksal von Berliner Flüchtlingen sichtbar macht, berliner-zeitung.de, 15. September 2015
- Friedmar Apel: Roman: Gehen, ging, gegangen. Wir wurden, werden, sind sichtbar. Jenny Erpenbeck hat einen brandaktuellen Tatsachenroman zur Lage der afrikanischen Flüchtlinge in Berlin geschrieben. Dabei ist Gehen, ging, gegangen kein Aufruf zur Weltverbesserung, sondern reflektierte Unterhaltung, faz.net, 16. September 2015
- Katharina Granzin, Roman über Flüchtlingsbiografien. Der gute Richard. In Gehen, ging, gegangen will ein deutscher Rentner mehr über Flüchtlinge wissen. Nach und nach wird er vom Beobachter zum Unterstützer, taz.de, 13. September 2015
- Rainer Moritz: Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen. Was vermag Literatur zu leisten? Warum brauchen wir fiktionale Welten, die uns auf hintergründige Weise mehr von der realen Welt zu erzählen scheinen als Dutzende von Essays, Leitartikeln, Talkshowbeiträgen oder Facebook-Kommentaren? Mit Jenny Erpenbecks neuem Roman Gehen, ging, gegangen lässt sich die Probe aufs Exempel machen, mdr.de, 8. September 2015
- Dana Buchzik: Roman von Jenny Erpenbeck: Trifft ein Berliner Professor auf Flüchtlinge, spiegel.de, 2. September 2015
- Hannah Lühmann: Ein Roman als Crashkurs in Flüchtlingskunde. Jenny Erpenbeck zählt zu den international bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Ihr neuer Roman ist eine Moritat aus einem veränderten Land: Ein ostdeutscher Rentner lässt sich auf Flüchtlinge ein, welt.de, 31. August 2015
- Stefan Jäger: Heimatlos und ertrunken in einem Meer aus Akten, literaturkritik 3.11.2015
- Judith von Sternburg: Jedermann und die Afrikaner. FR 17.09.2015
- Dennis Schenk: Video – Gehen, ging, gegangen. 04.10.2015
Juni 11, 2016 um 6:57 am
Das neue Buch der vielfach ausgezeichneten Erfolgsschriftstellerin („Heimsuchung“) zeigt, wie schlecht es um die politische Literatur in Deutschland bestellt ist. Statt die Geschichten der Geflüchteten in den Vordergrund zu stellen, wird „Gehen, ging, gegangen“ von einem Wohlstandsbürger dominiert, der sich weltoffen und aufgeklärt fühlt und die eigene, von Ressentiments durchsetzte Ignoranz nicht bemerkt. Erpenbecks Roman ist ein klassischer Pressetitel, auf Feuilletons und Preisjurys zugeschrieben; anders gesagt: auf Leser zugeschrieben, die sich in Richard wiederfinden werden.
Juni 11, 2016 um 2:50 pm
was ich aushalte ist nur die Oberfläche von dem, was ich nicht aushalte.
Gott schuf das Volumen, der Teufel die Oberfläche. (Wolfgang Pauli)
Juni 11, 2016 um 4:47 pm
Eine Auslegeordnung
Doch verglichen mit Erpenbecks bisherigen, bis ins Detail austarierten Romanen wirkt «Gehen, ging, gegangen» zuweilen wie die Auslegeordnung für den Stoff, den die Autorin als erfahrene Rechercheurin und Arrangeurin noch bearbeiten will: ein brisantes Konglomerat aus Gesellschaftskritik, Zeitgeschichte, Milieustudie und Sozialreportage, durchwirkt mit Leitmotiven und poetischen Momentaufnahmen. Zwar versammelt der vorliegende Roman alle Einzelteile dazu. Aber das Verschmelzen und Kondensieren zu herausragender Literatur hätte wohl – ganz im Zeichen der thematischen Paradoxie – noch viel Zeit des Wartens und Ausharrens beansprucht.
nzz
Juni 11, 2016 um 4:50 pm
Schwach ist das Buch im Räsonieren, stärker in den dialogischen Passagen, wenn Richards Begegnungen und Unterhaltungen mit den Flüchtlingen dargestellt werden, das Aufeinanderprallen der Kulturen, dieses Crossover von Freundlichkeit und Befremden. Richards Versuche, ein paar Grundlagenkenntnisse der abendländischen Kultur zu vermitteln (von den Weihnachtsgebräuchen bis zu Hitler), nehmen sich ebenso skurril wie anrührend aus.
Empathische Geschichten über Flüchtlinge
Die emotionale Antriebskraft des Romans, Empathie mit den Flüchtlingen, bestimmt die Medien seit Monaten. Eine traurige, tragische, traumatische, tapfere Flüchtlingsgeschichte nach der anderen wurde im Zeichen eines bisweilen kampagnenhaften „Willkommensjournalismus“ präsentiert, und die Wirkung war außerordentlich. Viele Menschen haben sich plötzlich wie Richard verhalten, haben sich eingesetzt und geholfen. Aber braucht man jetzt noch dieses Buch von Jenny Erpenbeck? Was es uns sagt, haben wir doch längst begriffen. Was es verschweigt, begreifen viele erst langsam: die überaus problematischen Aspekte einer jahrelangen Millionenzuwanderung, in einem Land, das bei der Integration seiner Migranten bisher schon so vieles unerledigt ließ.
deutschlandradio.kultur