Ein großer Roman über ein kleines Theater: die Augsburger Puppenkiste.
Ein zwölfjähriges Mädchen gerät nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste durch eine verborgene Tür auf einen märchenhaften Dachboden, auf dem viele Freunde warten: die Prinzessin Li Si, Kater Mikesch, Lukas, der Lokomotivführer. Vor allem aber die Frau, die all diese Marionetten geschnitzt hat und nun ihre Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte eines einmaligen Theaters und der Familie, die es gegründet und berühmt gemacht hat. Sie beginnt im 2. Weltkrieg, als Walter Oehmichen, ein Schauspieler des Augsburger Stadttheaters, in der Gefangenschaft einen Puppenschnitzer kennenlernt und für die eigene Familie ein Marionettentheater baut. In der Bombennacht 1944 verbrennt es zu Schutt und Asche. „Herzfaden“ erzählt von der Kraft der Fantasie in dunkler Zeit und von der Wiedergeburt dieses Theaters. Nach dem Krieg gibt Walters Tochter Hatü in der Augsburger Puppenkiste Waisenkindern wie dem Urmel und kleinen Helden wie Kalle Wirsch ein Gesicht. Generationen von Kindern sind mit ihren Marionetten aufgewachsen. Die Augsburger Puppenkiste gehört zur DNA dieses Landes, seit in der ersten TV-Serie im westdeutschen Fernsehen erstmals Jim Knopf auf den Bildschirmen erschien.
Hardcover, 288 pages
Published September 10th 2020 by Kiepenheuer & Witsch
ISBN 346205256X (ISBN13: 9783462052565)
Edition Language German
DLF: Thomas Hettche: „Herzfaden“ Die Unschuld der Marionetten. Viel ist schon über die Mentalität der frühen Bundesrepublik geschrieben, aber selten so reflektiert wie in diesem Roman, meint unsere Kritikerin. (Deutschlandradio / Kiepenheuer & Witsch) Thomas Hettches im doppelten Sinne fantastischer Roman „Herzfaden“ ist zu Recht für den deutschen Buchpreis nominiert. Die Geschichte der Augsburger Puppenkiste wird zu einer Erzählung über das Fortwirken nationalsozialistischer Vergangenheit. Beitrag vom 11.09.2020 Von Wiebke Porombka
FAZ: Die Unschuld hängt an dünnen Schnüren. Wie man die Herzen in der jungen Bundesrepublik erreicht: Mit seinem Roman über die Augsburger Puppenkiste zählt Thomas Hettche zu den Favoriten für den deutschen Buchpreis. Von Hubert Spiegel – Aktualisiert am 18.09.2020-22:21
ZEIT: Urmelis Traumata. Thomas Hettche erzählt in „Herzfaden“ die Geschichte der Augsburger Puppenkiste als Mentalitätsporträt der Bundesrepublik. Eine Rezension von Christoph Schröder 9. September 2020, 17:04 Uhr Editiert am 12. September 2020, 17:52 Uhr DIE ZEIT Nr. 38/2020, 10. September 2020
Außerdem stecke in der Augsburger Puppenkiste viel Nachkriegsgeschichte: so sei überliefert, dass Oehmichen gesagt haben soll, er wolle nicht mehr mit Menschen spielen, sondern mit Puppen, weil die ehrlicher seien, so Hettche. „Die Geschichten reagieren auf die Erfahrungen, die die Kinder in der Nachkriegszeit gemacht haben, oft geht es um Patchworkfamilien“, sagt der Autor. Dass alle verschieden sind und dass man mit den belebten Wesen Empathie haben könne, mache die Geschichte deshalb zu einer positiven Erzählung, ist Hettche überzeugt. „Die Geschichte der Augsburger Puppenkiste gehört zur DNA der Bundesrepublik, sie ist die Lehre aus der dunklen Zeit des Faschismus“, sagt der Autor über seinen Roman „Herzfaden“.
Neueste Kommentare